Radtour Nürnberg-Nordsee 6v9: Bad Harzburg-Hannover

 Zurück Höhen|meter: 341HM Länge: 111.9km Gehzeit: 24Std 0 Min - Schwierigkeit
- Erlebnis Wegbeschreibung/Routen|verlauf:
Fahrradtour "Nürnberg - Nordsee", überwiegend an Flüssen entlang mit einem Schlenker durch den Harz. Konkret von Fürth/Bayern bis Cuxhaven, dann mit dem Zug zurück.
Tag 6 von 9: Von Göttingerode bei Bad Harzburg über Wolfenbüttel, Braunschweig, Peine nach Hannover
Es war ein schwerer Start, sowohl die Höhenmeter des Vortages auch das Gerüttel am Brocken steckten mir in den Knochen. Dafür wieder strahlender Sonnenschein. Genauer gesagt, gnadenlos brennende Sonne bei starkem Wind aus West-Nordwest.
Erstmal Richtung Vienenburg gestartet. Nach Bad Harzburg führte mein Weg ein Stück parallel zur Bahn, das war recht bewachsen, aber fahrbar - die abgerissenen Grashalme ließen sich leicht wieder aus den Bremshebeln herauspulen. Nach dem Vienenburger Teich etwas Oker-abwärts und dann der ganz alten Strecke der B4 gefolgt. Den Abzweig auf den geplanten Weg der Bahn entlangt habe ich übersehen beziehungsweise als unpassenden Feldweg ausgeblendet, dadurch etwas mehr Höhenmeter, aber auf asphaltierten Strecken auch nach Schladen gekommen. Ich hätte dem Oker-Radweg (siehe Google) folgen können (sollen), aber die brennende Sonne und der starke Gegenwind ließen mich die Route durch den Oderwald nehmen. Ein langer Anstieg in den Wald hinein, zwei lange Anstiege im Wald, schmale Wege und Holperstrecken, aber auch schöne Abschnitte ließen mich oberhalb von Halchter herausgekommen, mit schönen Blick auf die wunderschöne Kleinstadt Wolfenbüttel, wie sie sich schüchtern ins Okertal kuschelt, und den herrlichen Höhenzug der Asse zur Rechten (Disclaimer: ich bin hier nicht unbefangen).
Aus Zeitgründen viele an sich nötige Schlenker durch diese wunderschöne Renaissance-Stadt ausgelassen und direkt zum Hauptmarkt gefahren, um ein Foto mit dem Reiterstandbild von Herzog August zu machen (sein Motto: "Alles mit Bedacht"). Eine Bratwurst mit Sauerkraut gegessen (Mittwochs und Samstags ist Markttag), das beste Gymnasiums Deutschlands besucht ("Große Schule", gegründet 1543) und schweren Herzens die Stadt schon wieder verlassen, am Lechlumer Holz entlang Richtung Braunschweig.
Ich folgte der Oker zum markanten hochhausartigen Siloturm der Rüninger Mühle und weiter nach Braunschweig hinein. Dort war ich etwas planlos, ob/was ich mich anschauen möchte. Ich war auch etwas spät dran, deswegen blieb es bei einem Eis und ich radelte weiter. Ich habe den Track schon etwas gekürzt, Nachahmer werden hier sicher eine sinnvollere Route sehen. Weiter nach Norden, zwischen der zuhause erstellten Bikerouter-Route und der aktiven OSMand-Route schwankend erreichte ich den Mittelland-Kanal. Ich hätte mich besser fix auf eine Variante festgelegt, aber irgendwie war ich müde, die richtige Lust fehlte, es war heiß, der starke Gegenwind nervte, ...
In meiner Vorstellung hatte ich am Mittellandkanal beidseitig gute geschotterte Wege erwartet, wie daheim am Main-Donau-Kanal, doch weit gefehlt. Vielleicht hatte ich die falsche Seite erwischt (Beschilderung gab es keine, Peine verzichtet auf sowas) oder beide Seiten sind so? Manchmal ging es, manchmal war es arg schmal und holperig. Bei Woltorf bin ich dann etwas auf die Straße ausgewichen, das hätte ich schon früher machen können/sollen. Im Nachhinein wäre vielleicht ein Routing ganz ohne den Kanal die klügere Entscheidung gewesen. Nach Woltorf versuchte ich es erst mit einem Parallelweg oberhalb des Kanals, aber der war auch nicht wirklich gut zu fahren und ich mußte vor einer Bahnlinie die steile Böschung durch das Gebüsch hinunter zum Kanal. Vor Peine wollte ich wieder hoch auf die Straße, es gab aber nur eine gepflasterte Rampe an einer Brücke hoch. Oben, wo es schmaler wurde, fanden die Clickpedalschuhe so wenig Halt, daß ich Gewicht sparen und eine Packtasche ablegen wollte. Die ist dann ins Rollen gekommen und unten am Weg nur knapp vor dem Kanal erst wieder zum Liegen gekommen. Auch wenn es "nur" die Kleidung gewesen wäre, hob der Schreck nicht gerade die Stimmung. Beide Taschen einzelnd hochgetragen, oben auf der Brücke abgelegt und das Fahrad hochgewuchtet, aber wegen Platzmangel mußte ich es durch das Gestrüpp neben der Pflasterung schieben und habe mir dabei zur Kröung einen Dorn eingefahren. Mein erster Platten mit den Schwalbe Marathon-Mänteln nach grob 8000km!
Gerade so zwischen Leitplanke und Brückengeländer durchgepasst und mit dem letzten Luftdruck ein Buswartehäuschen in Peine erreicht, weil graue Wolken aufzogen. Ein Hoch auf den Ersatz-Schlauch, so waren es nur 20min Reparaturzeit, und Petrus hatte dann auch Mitleid - der Wind aber blieb. Mit der Notfall-Luftpumpe bekam ich zwar fahrbaren Luftdruck in den Reifen, trotzdem fuhr ich noch einen Schlenker zur nächsten Tankstelle, um dort wieder auf 6 Bar aufzupumpen.
Hinter Peine kam ein Kanalstück, daß sich richtig gut fahren ließ - warum nicht alles so? Doch das Glück währte nur 3,5km bis zu einem Hinweis, daß eine Vorbeifahrt am Kraftwerk nicht möglich ist. Dankenswerterweise führte dort immerhin ein schmaler gepflasterter Weg nach oben - zu einer quer stehenden Leitplanke. Irgendein Planer saß wohl noch nie selbst am Fahrrad? Zum Glück gab es schon ein Trampelpfad durchs Gebüsch, so daß ich das beladene Rad nicht drüberheben mußte.
Dafür war die empfohlene Umfahrung endlich wieder brauchbarer Asphalt und ich bemerkte deutlich den Wechsel in den Landkreis Hannover: es gab wieder Radweg-Beschilderungen! Auch die Wege waren jetzt durchgehend fahrrad-tauglich!
In Sehnde verließ ich den Kanal, um mein Quartier in Laatzen anzusteuern. Erschöpft vom Vortag, vom Wind, von der Rüttelei, demotiviert von der schlechten Routenplanung und -wahl sowie dem Plattfuß empfand ich sogar die 5 Höhenmeter den Aussichtshügel des ehemaligen Expo-Geländes hinauf als eine Qual. Ich war recht froh, nicht wie ursprünglich geplant in Hannover Innenstadt gebucht zu haben, diese 112km-Etappe war echt genug.

(Der Track wurde mit einer Smartwatch aufgezeichnet, mit GpsPrune bereinigt und komprimiert)

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